© Copyright 2015 - Thea . Powered by Blogger.

Pages

youtube google+ Instagram

Der Himmel über Berlin



Es war einer dieser Tage, an denen man endlich zu recht behaupten durfte: Der Frühling war da. Er würde sich noch ab und zu mit dem Ex abwechseln, aber irgendwann wäre er dann wirklich einzig und allein der aktuelle Stand und man könnte sagen: Der Frühling ist nun da. 
Er stand an dem See, an dem sie sich so oft getroffen hatten. Das erste Sonnenlicht, so selten und gerade deswegen so intensiv, ließ die Wasseroberfläche aussehen wie ein Meer aus gebrochenem Glas. Ihm war klar, dass Spiegelscherben genauso glitzern würden, und dass er den Unterschied nicht ausmachen könnte. So, wie wenn man an einer Wegkreuzung steht im Leben, und es glitzert an beiden Abzweigungen. Einmal sieben Jahre Glück, einmal sieben Jahre Pech. Manchmal hasste er die gemächliche Gehässigkeit des Lebens. Weil es so selbstgerecht und unanfechtbar war. Und damit immer immer wieder durchkam. Manchmal hasste er es. Aber nicht so oft wie er vor Verliebtheit in dieses Leben nahezu ohnmächtig wurde. 
An der linken Uferseite, die der Stadt den Rücken zuwandte und eine Promenade trug, lachte eine junge Frau. Und das Lachen versetzte ihm einen Stich. Und als er sich nach rechts wandte, stand sie direkt neben ihm. Einfach so. Er konnte das Leben beinahe süffisant, mit vollem Mund, fett und gehässig grinsen sehen. Der Trenchcoat schlug ihr um die Beine, und der flatternde Leinenstoff klang genau so, wie wenn sich der Spinnaker bei genau diesem Wetter mit warmem Wind füllte. Beinahe konnte er ihre Wärme spüren, beinahe ihr Haar fühlen, beinahe war sie da. Ihre Stimme hören, ihr Lachen, ihr belangloses Gebrabbel beim Kochen, wie sie an der Decke über seinem Bett quasi das Universum sehen konnte, wenn sie nur wollte. Beinahe. Er schloss die Augen und versuchte sich aus der Erinnerungsblase wieder in die Realität zu wuchten. Und da war sie wieder. Wie eine kalte Dusche. Laut, grell und wahr. Er war dankbar für die aufrichtige Ehrlichkeit der Realität, auf die immer Verlass war. Immer. 
Auf dem Heimweg durch die Kopfsteinpflastergassen fühlte er sich an die Zeit erinnert, in der er quasi keine Farben sehen konnte, weil er die Stadt so lange nicht mehr in Sonnenlicht gesehen hatte. Die Fassaden, Gärten und Cafés erstrahlten in einem ungewohnt kontrastreichen und satten Spektrum. Ungewohnt weil der Winter alles Bunte aus den Steinen gewaschen hatte. Matt und saubergespült. 
Er vermisste den inneren roten Faden so sehr. So so sehnlich sehr. Eine Richtung. Ein Ziel. Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Warum zweifelte er auf einmal alles an, was für ihn vorher wie die zehn Gebote in Steintafeln gemeißelt war? Warum? In diesem Fall täte es einmal gut, eine Antwort auf das immerwährende Warum? zu bekommen. Ein einziges Mal. Aber auch diesmal würde es nichts ändern. Am liebsten ließe er jemand anderes diese Entscheidung für ihn treffen. Am liebsten am liebsten, hätte hätte Fahrradkette, sinnloses Gerede. Aber er hatte keine Ahnung. Keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Die Fristen rückten näher, alles ging und lief, nur eben er nicht. Am meisten nervte es ihn, dass nun alles an ihm hing. Er wusste, dass es mit ihm stand und fiel. Und nichts gab einen Hinweis darauf, wie er sich entscheiden würde. Nichts. Wie auch? 
Niemals hätte er geglaubt, dass die Weite und Freiheit in seinem Inneren einmal zum Fluch würde. Wenn man einmal fliegen kann, warum dann landen? Sofort musste er an Icarus denken - und das machte gar nichts besser. 
Mittlerweile stand er vor seiner Haustür. Er blickte die Straße runter, blickte sie rauf, blickte in den Himmel. Als gäbe es dort eine Antwort auf die Frage. 




 
Moin (darf man ausnahmsweise auch im Ruhrpott zu charmanten Pommesbuden-Verkäufern sagen),

gerade bin ich zurück aus Bochum, ich habe meine beste Freundin im Pott besucht. Das war irgendwie komisch, weil das Ruhrgebiet einfach nicht so meine Heimat ist und mich immer daran erinnert, wie schlecht es mir gehen kann - aber das ist eben überhaupt nicht so, wenn man mit Menschen zusammen ist, die man liebt. 
Ein bisschen witzig war das schon, immerhin kommen wir beide eigentlich vom Land. Und nun lernen wir einander in unseren neuen Städten kennen, die so anders sind, als die Felder, die wir auf dem Rückweg von der Schule gesehen haben. Wie wir an ihnen erwachsen und uns die Größe, die Anonymität der Großstadt Mut macht, uns selbst groß und mutig zu begegnen. Anna zeigt mir ihre WG und irgendwann stehen wir im Türrahmen ihres Zimmers und ich gucke sie leicht entgeistert an, als sie mir von den Nachbarn erzählt. Weil wegen dünnen Wänden, ihr wisst ja wie das ist. Anna will eigentlich weitererzählen, hält aber inne und sagt dann: "Ach, man. Ich hab dich vermisst, hach, ja, ich hab dich echt vermisst," und dann drückt sie mich. Und es ist wirklich schön sich an einem Ort, der einem vorher so fremd war, zuhause zu fühlen. Einfach weil der Mensch mit dem du das teilst zuhause ist. Dein zuhause ist. 
Ich habe ihr die Lebensgeschichte von Thorsten erzählt, der nette Herr, der in meinem Abteil auf dem Hinweg saß. Thorsten weiß quasi nichts über mich, aber ich weiß beinahe alles über Thorsten und wir reden darüber, warum Menschen sich uns gerne anvertrauen. Ob das Fluch oder Segen ist. 
Auf dem Weg zur Jahrhunderthalle laufen wir durch den Regen und laufen Treppen um Treppen um Pfützen, Schlamm und Wäldchen herum.  
Mitten im Konzert, alle tanzen um mich herum, singen laut, und ich bin auf einmal raus. So, wie wenn man bei einer optischen Täuschung auf einmal den Quader verdreht sieht, weil unser Gehirn so genial ist. Für den Moment bin ich also nicht mehr im Moment und ich mag das ehrlich gesagt sehr, einmal wie ein Beobachter zwischen den Menschen zu stehen, als wäre ich nur ein Gast, der Berichterstatter, der erzählt, wie alle so losgelöst von sich selbst vergessen, wie kalt es draußen ist. 
In dieser Fabrikhalle, in der die Musik so schön fliegt und das Licht wie von selbst umherspringt. Da sehe ich das blaue und rote Licht auf geschlossenen Lidern, auf Lipgloss und Ohrringen spiegelnd, Haare fliegen, Hände schweben, Oberkörper drehen - 
Musik ist eine tolle Art der Kunst. Und ich bin froh, dass sie uns eine gemeinsame Wellenlänge finden lässt. Dass Sänger und Gruppen ihre Lebenserfahrungen in ein für alle verständliches Medium packen, damit wir uns ein bisschen weniger einsam fühlen. Denn das sind wir eigentlich nicht. Ich frage mich immer wieder, warum wir uns so einsam fühlen. Wenn es doch quasi allen geht wie uns. 
Und genau deswegen ist es doch wichtig, dass die, die mutig genug sind, was zu sagen, das tun. Nur weil nicht alle zugeben können, dass sie das Gefühl haben zu irren, zu wirren, zu wandeln, aber nicht ein Stück voranzukommen. Es ist nicht leicht, zu sagen, dass man sich unsicher ist, weil zweifeln irgendwie schwach wirkt. Zweifeln gehört zum Weg dazu. Und auf dem Rückweg vom Yoga hat eine junge Frau zu mir gesagt: "Egal wie du dich entscheidest, du wirst trotzdem immer ein Stück weiter kommen. Du kannst quasi gar nicht scheitern. Weil es dich immer weiter bringt, wenn du nur einen Schritt tust." 




Und so kommt es, dass sich tausende Menschen, ob alt, ob jung, ob frustriert oder zufrieden in großen Hallen und Arenen treffen um laut zu singen, zu tanzen, um für knapp drei Stunden einfach nur Menschen zu sein. Menschen, die sich ineinander erkennen und akzeptieren, sodass wir zumindest in diesen paar Stunden auf einer Ebene gleich sind. Wir sind alle irgendwie gleich. Und nicht allein mit dem, was uns davon abhält, jeden Tag zu tanzen und zu singen. 
Und dann bin ich doch wieder drin, kein Beobachter mehr, kein bloßer Zuschauer. Sondern ein Teil von diesem riesengroßen Glück, das sich unser Leben nennt. In letzter Zeit verstehe ich immer mehr, dass gesund sein heißen kann, sich all seiner Sorgen bewusst zu sein, all der anstehenden Entscheidungen, all der Verlorenheit und Schmerzen, und trotzdem freudestrahlend in der Sonne zu sitzen. Im Park am liebsten vor Glück tanzen zu wollen, und das Gefühl von Liebe zum Leben, das gleichzeitig unterm Brustbein und auch im Rachen sitzt, rausschreien zu wollen. Und das nicht, weil man die Probleme verdrängt, sondern weil man auch im Dunklen das Licht sehen darf und kann. 



Irgendwo habe ich in den letzten Tagen einen netten Text darüber gelesen, welche Faktoren wir bedenken, wenn wir unsere Berufswahl treffen. Im Allgemeinen kann man das ganz grob auf die Faktoren das System/die anderen, unsere Eltern (oder Menschen, die so viel Respekt und Liebe von uns bekommen, wenn das Konzept Eltern nicht existiert) und wir. In den meisten Fällen machen wir die Entscheidungen, die wir treffen, von allem abhängig - außer von uns selbst. Da muss man das Bedenken, was einem eine sichere Zukunft garantiert, was eine Familie ernähren könnte, was einen allgemein absichert, ob das so in unserem System Anerkennung findet, ob wir damit jemanden stolz oder glücklich oder womöglich traurig machen oder enttäuschen - wir fragen uns (manchmal natürlich auch zurecht) immer wieder danach, was andere denken und was mit den anderen passiert, wenn wir uns entscheiden - aber viel zu selten, was wir eigentlich wollen. 
Wie wirkt das, wenn ich das beruflich mache? Welche Uni hat eigentlich am meisten ansehen? Der und der studiert aber das dual mit der Unterstützung von diesem supercoolen Unternehmen, das ein absoluter Global Player ist und die da, die hat schon ein Stipendium für das Förderprojekt dieser riesigen Kanzlei mit Einsatz in Krisengebieten ... 
Warum fragen wir uns so selten, wie wir von uns denken werden, wenn wir in sechzig Jahren auf der Veranda sitzen und zurückblicken? Ich persönlich will nicht auf mein jüngeres Ich zurückblicken und mir die Haare raufen und mich fragen, warum ich mich nicht mehr getraut habe. Mich innerlich dafür schalten, nicht das getan zu haben, wofür ich gebrannt habe. 



Ich hab mich gar nicht richtig erschrocken, als ich letztens entdeckt habe, dass der Stein, der in meinem Weg liegt, meinem eigenen Spiegelbild recht ähnlich sieht. Das ist fast so wie wenn in einem Krimi die Ex-Freundin die Täterin ist oder die eifersüchtige Freundin - das kenn ich schon. Langweilig. Alt. Aber immernoch der selbe "Och nö, nicht schon wieder, das kenn ich doch" Gedanke. 
Was will ich in der Welt hinterlassen? Welches Gefühl? Welchen Klang, welchen Abdruck? Ist also die neue Frage, die ich mir stellen muss, wenn ich überlege, was mein nächster Schritt sein soll. Das ist viel schwieriger und härter als das zu machen, was andere beeindruckt und in unserer Gesellschaft mit Respekt und Geld gezollt wird. Da muss man nämlich tief in sich hineinblicken und aufmachen, nachdenken und zulassen, dass man erkennt: Ich war auf dem falschen Pfad. Oder sich zumindest fragt: Bin ich auf dem richtigen? 
Immer wieder muss ich an jemanden denken dessen Meinung ich zu diesem Thema gerne hätte, aber nicht bekommen kann und frage mich, was wohl der Ratschlag wäre, den ich bekommen würde. Ich weiß quasi genau, was ich zu hören bekommen würde und es wundert mich, dass die Aussage 
"Dann hör auf zu planen und fang an zu leben," mich eher wütend macht als zufrieden. Diese Konfrontation fehlt mir. Dass mir jemand sagt, dass ich verdammt noch mal aufhören muss, mich hinter der sicheren Fassade zu retten, die mich eigentlich unglücklich macht - dass ich Ich selbst sein darf, das leben darf, wovon ich träume, meine Gedanken laut sagen darf, ohne mich für meine Welt zu schämen, weil ich gut so bin, wie ich bin. Dass ich in dieser unsicheren Welt die Revolutionärin sein kann, die ich bin, in dem ich einfach das tu, was mir gut tut. "Tu das, was du tust, aus Liebe, nicht aus Angst," singt Bodo Wartke und im Moment lasse ich mich davon hinreißen, mich von sowas verunsichern zu lassen. 
Ich hab nur eine kleine Ahnung, wie mein weiterer Weg aussieht, aber als Grundgesetz will ich dafür festlegen, dass ich mich so entscheide, dass die alte schrumpelige Omi, die ich mal sein werde lächelnd zurückblickt und sagen kann: "Ich bin schon mal gegen Wände gerannt und hab mir auch mal Kiefer, Hände und Knie aufgeschlagen (hauptsächlich metaphorisch gesehen), aber ich habe aus tiefer Überzeugung gehandelt. Ich habe in dem Moment das getan, was ich für das Beste gehalten habe. Und heute kann ich mir morgens im Spiegel ins Gesicht sehen."

So viel zum Gedankenchaos. Das Wort zum Beginn der Woche soll also sein:

Tu's aus Liebe, nicht aus Angst. 

Over and out.
 


Share
Tweet
Pin
Share
1 Kommentare

Mir fällt keine passende Grußformel ein. Das tut mir leid. Bei einem Gespräch mit zwei alten Freunden haben wir kürzlich darüber geredet, dass auf den Sozialen Medien Plattformen häufig nur die schönen Seiten des Lebens gezeigt werden, nur das Licht, das Glitzer. Und dass viel mehr auch über die schlechten Tage geredet werden sollte, damit wir mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Denn wir sind ja alle nur Menschen, aus Fleisch und Blut und gleichermaßen verletzt und gekränkt und so bemüht unseren Stolz und die Würde nicht zu verlieren. Ich bin ein Verfechter dieser Theorie, gerade unsere Abgründe machen uns doch so spannend. Ich möchte so sehr, dass die Menschen eines Tages zu ihren schlechten Angewohnheiten stehen und sich selbst mit mehr Humor nehmen. Wie aber soll ich das vermitteln, wenn ich es selbst nicht tue? Mir fällt es unheimlich schwer zu schreiben, wenn es mir nicht gut geht. Es ist gar nicht so, dass ich euch das nicht zeigen will (doch auch irgendwie schon, manche Dunkelheiten gehören einfach nichts Internet), mir fehlen dann einfach die Worte - im sprich- und im wörtlichen Sinne. Heute aber hat es mich gepackt, ich dachte, wenn nicht jetzt, wann dann?

Vielleicht ein kleines Update. Was bisher geschah: Nach dem letzten Sommer bin ich endgültig in die nächstgrößere Stadt gezogen, einer meiner liebsten Städte, am Wasser, am Deich, dorthin, wo ich hingehöre. Da habe ich dann zwei Monate Pflegepraktikum auf der Onkologie abgeschlossen, das war mit die wichtigste Erfahrung, die ich meinem Leben bisher freiwillig gemacht habe. Die sechs Monate Pflegepraktikum brauchte ich für die Bewerbung an einer tollen Uni mit antroposophischem Grundstein - daraus ist leider nichts geworden. Die Erfahrung mit den Menschen kann mir hingegen keiner mehr nehmen. Ich glaube, dass es viele Wege gibt, um zu sich selbst zu finden. Dass jeder Mensch etwas individuelles braucht, um sich näher zu kommen, sich zu besinnen. Für manche mag das eine Woche im Schweigekloster auf Bali sein, für mich ist das Arbeit mit Menschen. Tod und Krankheit erzählen viel mehr vom Leben als von sich selbst. 

Gerade überlege ich, warum der Post "Was bleibt" heißt. Was bleibt?

Wir befinden uns in diesem stetigen Wandel. Eines Tages wird das vielleicht weniger, vielleicht auch nicht. Im Gegensatz zu anderen in meinem Alter bin ich ein ziemlicher Fan von Routine geworden. Wenn im Leben absolut nichts sicher ist, weil man sich einfach auf rein gar nichts verlassen kann, schon gar nicht auf einen selbst, und noch weniger auf die eigenen Gefühle, dann tut es unheimlich gut, bestimmte Geraden, eine gewisse Konsequenz im Leben zu haben oder zu schaffen. Das ist das erste, was mir einfällt, wenn es darum geht, "was bleibt". Wir wollen alle so viel, wir können so viel erreichen, wir sind zu so viel fähig, vor uns liegt eine Zukunft mit immenser Verantwortung und Erkenntnis - und manchmal ist alles, was wir brauchen, etwas, das stetig und unaufhörlich kommt und geht und da ist, komme was wolle. So banal das auch klingen mag, manchmal ist alles was ich brauche, Halt. Halt kann man in überraschend vielen Dingen finden. In dem Fenster, in dem jeden verdammten Nachmittag diese schöne Katze auf meinem Heimweg sitzt. Darin, dass Mittwochs und Samstags immer Markt ist. Am Deich zu sehen, wie das Wasser steigt und sinkt. In jeder Nacht, sei es nun kalt, regnerisch oder sommerlich lau, das orangefarbene Licht der Straßenlaternen auf der müden Haut zu spüren. Dass es immer wieder, komme was wolle, Sommer wird. Dass die Mitbewohner einfach nie den Kaffeesatz aus der Französischen Presse holen. Dass ein Stück blauer oder tiefschwarzer Sternenhimmel unverhofft Glück beschert. Immer wieder daheim zu sein, wenn es in der ganzen Stadt nach frischgeröstetem Kaffee duftet. Und wie Obama so schön sagte: "Whatever happens tonight, tomorrow the sun will rise again."
Ich bin ziemlich froh, dass es diese roten Fäden gibt. Dinge, auf die wir uns verlassen können, weil sie außerhalb unseres Einflusses stehen. Danke, Erdanziehungskraft, Danke, Universum.


Was bleibt von dir und mir?
Habt ihr euch schon Mal gefragt, was von euch zurückbleibt? Was für ein Gefühl hinterlasst ihr in der Welt? Was wollt ihr hinterlassen? In den Leben der Menschen, die ihr verlasst? Ob es Lieder gibt, die jemand für immer mit euch verbinden wird? Einen Duft vielleicht, ein Essen, ein Cafe, eine Zeitung, ein Buch, ein Dichter, eine bestimmte Kekssorte. Wenn wir jemanden in unser Leben lassen, müssen wir gleichzeitig immer auch akzeptieren, dass er oder sie wieder geht. Ob in zwei Wochen oder 80 Jahren. Und (so geht es mir zumindest häufig) haben wir nicht meist nur eine Ahnung davon, welche Kreise dieser Mensch in unserem Leben gezogen hat? So als würden wir nachts klammheimlich ein Museum aufschließen, jemanden hineinlassen und ihm nur einen Aquarellkasten und sehr viel Material da lassen, damit er sich austoben kann. Und irgendwann kommen wir an diesen Ort zurück, und suchen und suchen und suchen, aber finden den Museumsbesucher nicht mehr. Spurlos verschwunden. Nur das gesamte Museum ist voll. Bis zum Rand gefüllt mit Bildern, mit Fotografien und Plastiken, Installationen, Filmen. Ich weiß, dass das eine komplizierte Metapher ist, aber ich kann mir vorstellen, dass sie auch irgendwo verständlich ist.
Wir lassen Menschen in unser Innerstes, um unser Leben mit ihren Farben zu färben und es mit ihren Händen zu formen. Da ist es doch auch nicht verwunderlich, dass, wenn sie gehen, unser Leben wie stumm wirkt. Und alles, ausnahmslos alles, erinnert an das, was fehlt. Wie ein stiller Vorwurf ist dann der Abdruck ihrer Hände. Als würde uns die Abwesenheit unverhohlen anstarren. Und alles, was man sieht ist eine Assoziationskette, die wie eine Schlange ist, sich selbst in den Schwanz beißend. Weil nichts voran geht, alles führt zum Ursprung, dorthin, wo der Künstler einmal vor der Leinwand stehend, fragend zurückgesehen hat, als würde er wissen wollen: Darf ich? Darf ich dich färben? Dein Leben formen, sodass ich ein Teil werde, den nichts anderes ersetzen kann? Warum verpassen wir diesen Augenblick? Warum ist es so häufig schon längst zu spät, diesen Schritt rückgängig zu machen? Vielleicht, weil wir dann niemals jemanden so nah an uns heranlassen würden. Weil es gut tut, die Konsequenzen unserer Entscheidungen erst einmal nicht absehen zu können.
Was wäre Liebe, wenn nicht fallen lassen, vertrauen und risikobereit sein?

Was bleibt, wenn alles, woran wir geglaubt haben, ins Wanken geraten ist? Und was ist eigentlich wirklich garantiert in unserem Leben? Eigentlich ist nicht mal unsere Routine vertrauenserweckend, nicht mal sie ist zu hundertprozent verlässlich. So viele Fragen, eigentlich hätte ich lieber etwas in sich abgerundetes geschrieben. Etwas beruhigendes, was euch mit einem guten Gefühl ins Wochenende gehen lässt. Aber so ist es im Moment leider nicht, Unstetigkeit ist gerade der Kern meines Lebens.


Ein positiver Aspekt darin ist vielleicht doch, dass es irgendwie immer noch funktioniert. Manchmal ist das Leben ein bisschen so wie schwimmen lernen, oder? Wir lernen etwas sehr schweres, und wissen nichtmal, ob das irgendwie richtig ist oder wir etwas falsch machen, müssen auf das hören, was uns gesagt wird, wie man eben zu schwimmen hat und finden schnell heraus, dass das nicht funktioniert, denn jeder schwimmt anders und muss für sich selbst erkennen, wie er oder sie schwimmt, manchmal hält uns jemand oben und wenn wir denken, oh ja, jetzt hab ich es, fällt uns auf, dass sie gar nicht mehr da sind, und das macht uns solche Angst, dass wir denken, jetzt gehen wir unter, jetzt ist es vorbei, aber schaffen es auf magische Art und Weise weiter zu paddeln und wenn wir Glück haben, merken wir eines schönen Moments, dass es gar nicht mehr so anstrengend ist und wir ein bisschen den Dreh raushaben und wir atmen können, vorankommen, und uns Stück für Stück durch Wellental nach Wellental arbeiten, ohne ganz genau zu wissen, wo es hingeht.



 


Share
Tweet
Pin
Share
No Kommentare
Newer Posts

 Hinter der Schreibmaschine

 Hinter der Schreibmaschine

About me

Thea / 23 / Hamburg / med student

 Translate

Guide

  • instagram
  • google+
  • youtube
  • youtube
  • pinterest
  • Instagram

Categories

  • featured
  • important

Blog Archive

  • ►  2023 (2)
    • ►  Juli (1)
    • ►  April (1)
  • ►  2021 (1)
    • ►  Juli (1)
  • ►  2020 (8)
    • ►  Juni (1)
    • ►  Mai (7)
  • ►  2018 (1)
    • ►  November (1)
  • ▼  2017 (2)
    • ▼  März (1)
      • Tu's aus Liebe, nicht aus Angst
    • ►  Februar (1)
      • Was bleibt
Instagram Youtube Google Plus

Created with by ThemeXpose | Distributed By Gooyaabi Templates